Partnership is Relationship: Solidaritätsreise von Partner sein in den Südsudan und nach Uganda

Die Reisegruppe mit Mitarbeitern in Ibba

Die Reisegruppe mit Mitarbeitern in Ibba

Im Jahr 2019 wurden unsere Projekte im Südsudan erstmals besucht, um sich von der Zweckmässigkeit der eingesetzten Spendengelder zu überzeugen. Im Februar 2025 konnte sich eine Delegation der Kommission Partner sein vor Ort erneut ein Bild darüber machen. Der Besuch der dortigen Projekte, wie auch jener in Uganda, hat Freude und Dankbarkeit ausgelöst und unsererseits für Nachdenklichkeit gesorgt.
Ibba

Wilson Kamani, der anglikanische Bischof der südsudanesischen Diözese Ibba und unser Gastgeber, ist eine beeindruckende Persönlichkeit. Aufmerksam achtet er jeweils darauf, dass jeder, der am Essenstisch erscheint, zuvor die Hände gewaschen hat. Dabei gibt es hier gar kein fliessendes Wasser; alles muss in Eimern herbeigetragen werden. Ebenso legt er Wert darauf, dass wir abends vor dem Schlafen unbedingt noch duschen. Wir müssen dafür das Wasser aus den Eimern schöpfen und es uns über den Körper giessen. Und da man es besonders gut mit uns meint, wird das Wasser zuvor über dem offenen Feuer tüchtig erhitzt, bis es zum Duschen viel zu heiss ist. Wir hätten uns bei den herrschenden Lufttemperaturen von über 40 Grad durchaus auch mit einer kalten Dusche wohl gefühlt. Die Förderung der Hygiene und damit der Gesundheit ist seit Jahren ein erklärtes Ziel der Diözese.

Hilfswerk reiht sich an Hilfswerk

Vom 10. bis am 24. Februar 2025 waren Raymond Dumont (Präsident von Partner sein), Beatrice Reusser Rüthy (Projektleiterin), Nick Rüthy (Beatrices Ehemann) sowie Peter Grüter (Leiter der Geschäftsstelle) unterwegs und besuchten die verschiedenen von Partner sein finanzierten Projekte im kriegsgeplagten Südsudan und anschliessend jene in Uganda. Dabei bezahlte jeder Teilnehmer seine Reise aus der eigenen Tasche; es wurde kein einziger Spendenfranken dafür aufgewendet. Der Südsudan ist eines der ärmsten Länder der Welt, seit 2011 vom Sudan unabhängig und seit Jahrzehnten von kriegerischen Auseinandersetzungen der verschiedenen Volksgruppen geprägt. Die Gewinne aus den reichen Erdölvorkommen werden hauptsächlich in Waffen anstatt in die Entwicklung des Landes investiert. Im Land sind unzählige internationale Hilfswerke präsent, wovon sich USAID als eines der wichtigen auf Geheiss des amerikanischen Präsidenten gerade zurückzieht. Dennoch sind die vielen Hilfswerke im Land eine Industrie für sich.

Grösste Bedürftigkeit führt…

Zurzeit unterstützt Partner sein im Südsudan zwei Projekte, von denen sich eines in Ibba befindet und von Bischof Wilson geführt wird: ein Berufsbildungszentrum für Jugendliche mit heute drei Schulgebäuden sowie Wohnhäuschen (sogenannten Tukuls) für Studierende aus weiter entfernten Siedlungen und Dörfern. Seit Januar 2025 verfügt das College auch über ein von Partner sein finanziertes Bohrloch mit Wasserpumpe direkt neben einer der Schulen, das wir anlässlich unseres Besuchs einweihen konnten. Die Schul- und Berufsbildung in Ibba und im ganzen Land bleibt eine Daueraufgabe, die kein Ende nimmt. Scharen von Kindern und Jugendlichen strömen in die meist von den Kirchen geführten Schulen, von denen es aber viel zu wenige gibt. Oft genug sind die Schulen einfach gebaute Gebäude mit wenig Mobiliar, zu wenig Unterrichtsmaterialien, einfachen Latrinen und Wassertanks mit Dachwasser. Es fehlt immer noch an einheimischen Lehrkräften.

Die Situation hat sich aber seit dem letzten Besuch vor sechs Jahren in Ibba deutlich verbessert. Eine weiterführende Berufsausbildung für Jugendliche ist im Südsudan selten; das Bishop Levi College in Ibba ist weit und breit die einzige Schule, die diese anbietet. Ursprünglich für junge Mädchen gegründet, welche die Schule wegen früher Schwangerschaft nicht beenden konnten, bietet sie heute jungen Erwachsenen verschiedene Lehrgänge an. Wer die Chance hat, sich zum Möbelschreiner oder zur Schneiderin auszubilden, braucht nach Lehrabschluss aber auch die Möglichkeit, den Beruf auszuüben; dafür sind Mobiliar und Werkzeug nötig oder eine Nähmaschine. Die Kosten dafür sind für die meist mittellosen Jugendlichen hoch. Mit Hilfe von Partner sein finanziert die Schule einen Teil dieser Starthilfe, diese reicht aber nicht aus für alle Absolventen.

…zu grossen Visionen

Dennoch ist Bischof Wilson stolz auf das, was er in der Diözese Ibba bereits erreicht hat, und dies zu Recht. In nächster Umgebung zu seinem Wohnhaus befinden sich mehrere Schulen der verschiedenen Stufen, die einen Schulbesuch vom Kindergarten bis zur Berufsschule ermöglichen; keine Selbstverständlichkeit im Südsudan. Bildung für alle ist ein zentrales Anliegen der Diözese, das sie in den vergangenen 15 Jahren verfolgt und erfolgreich umgesetzt hat. Der County Commissioner, der uns einen Besuch abstattet, ist ein Absolvent dieser Schulen. Wir können auch Absolventen der Berufsausbildung in ihrer je eigenen kleinen Werkstatt besuchen, die mithilfe von Partner sein eine bescheidene Ausrüstung gestellt erhalten haben. Und: Bischof Wilson hat Pläne; er will die Region voranbringen. Vor kurzem haben er und der Frauenverein für die Diözese mehrere grosse Landstücke erworben; auf dem einen sind nun Teak-Bäume angepflanzt, deren Stämme sich in wenigen Jahren verkaufen lassen, und auf einem weiteren, fünf Hektaren grossen Gelände, heute noch Buschland, plant er langfristig tatsächlich den Bau einer ganzen Universität mit eigenem Campus und einem Amphitheater als Aula…

Nun, Partner sein bäckt deutlich kleinere Brötchen, und Bischof Wilson weiss, dass er für solche Pläne andere, weit potentere Geldgeber braucht. Aber er ist dankbar für die Möglichkeiten, die auch die bescheideneren Mittel von Partner sein eröffnet haben. Denn auch unsere Schulprojekte sollen ja erfolgreich weitergeführt werden. Dafür möchte er die Zusammenarbeit mit Partner sein sogar verstärken, denn Partnership is Relationship. Bezüglich der Sicherheitssituation und der ständig bestehenden Kriegsgefahr in seinem Land ist Bischof Wilson zuversichtlich. Die Diözese investiert mit Friedensgesprächen seit Jahren in die Vertrauensbildung aller Beteiligten in Ibba. Deshalb sind die Versicherungen der zuständigen Behörden, dass die Provinz von keinen weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen betroffen sein wird, keine leeren Worte. Bischof Wilson beobachtet die politische Situation stets genau und mit gehörigem Abstand. Sein Motto, das er sich in grossen Lettern an die Wand gepinnt hat: Eyes on but hands out.

Unser Besuch wurde mit einer Farewell Party abgeschlossen, an der neben den Kirchenvertretern auch die Frauenvereine und verschiedene Offizielle von Polizei, Feuerwehr, Regionalverwaltung sowie der Commissioner teilnahmen. Wir wurden mit massgeschneiderten Hemden aus dem Nähatelier der Schule beschenkt sowie mit je einer Anderthalbliterflasche voll Honig vom Frauenverein.

Yambio

Der nächste Besuch unserer Reisegruppe galt unserem zweiten Projekt im Südsudan: Mikrokredite als Starthilfe für Frauen in der Provinzhauptstadt Yambio. Auch hier wurden wir herzlich begrüsst, diesmal hiess uns Samuel Enosa Peni, der anglikanische Erzbischof der Provinz Western Equatoria und Bischof der Diözese Yambio, willkommen. Aufgrund eines durch die Fluggesellschaft vorverschobenen Fluges konnten wir in Yambio leider bloss einen Tag verbringen, entsprechend eng getaktet war das Programm, das Erzbischof Samuel mit uns vorhatte. Denn er wollte uns natürlich möglichst alles zeigen, wofür er sich unsere Unterstützung erhoffte. Hier sahen wir verschiedene rudimentärste Schulgebäude, leere Räume, denen schlicht alles fehlte – mit Ausnahme der Kinder, welche die Zimmer in Massen füllen.

Dankbar und erfolgreich

Am Abend allerdings konnten wir zwölf der 15 durch unser Projekt begünstigten Frauen begegnen, die uns ausführlich über ihre Lebensumstände und über die markanten Verbesserungen ihrer Situation durch die Unterstützung von Partner sein berichteten. Vielen der Frauen war es gelungen, ein kleines Geschäft zu eröffnen und damit ihren bescheidenen Lebensunterhalt zu bestreiten, obwohl sie den erhaltenen Mikrokredit in recht kurzer Zeit zurückerstatten mussten. Als ihr grösstes Problem bezeichnen sie die galoppierende Inflation (500% allein im vergangenen Jahr), die die Preise steigen lässt und so den Wert des erhaltenen Geldes im Nu zunichtemacht. Ihre Dankbarkeit kam durch beeindruckende Geschenke an uns zum Ausdruck: Jeder von uns erhielt eine Auswahl ihrer angepflanzten und geernteten Produkte: Zitronen und Kiwis, riesige Ananas, eine ganze gewaltige Bananenstaude, dazu feinstes scharfes Chilipulver. Wie um alles in der Welt sollten wir solche Gaben in die Schweiz transportieren?

Bulyakamu

Die dritte und letzte Station unserer Reise war Bulyakamu in Uganda. Hier gab es ein Wiedersehen mit einigen vertrauten Gesichtern, denen wir anlässlich unserer Projektreise vor drei Jahren letztmals begegnet waren. Seither kam es aus politischen Gründen allerdings zu einer grundsätzlichen Neuorientierung: Partner sein musste die Zusammenarbeit mit der dortigen Diözese leider einstellen und sah sich gezwungen, sich dabei auch aus seinen seit Jahrzehnten geführten Vorzeigeprojekten in Kanoni zurückzuziehen. Dafür ergab sich aber in Bulyakamu, in nächster Umgebung zu Kanoni, die Möglichkeit, sich in der dortigen Land- und hauswirtschaftlichen Schule des Vereins Mwebale Nnyo der Schweizerin Regula Kamer verstärkt zu engagieren, zumal diese Zusammenarbeit schon länger bestand. Auch einige der einheimischen Lehrkräfte, die früher an «unserer» Schule in Kanoni arbeiteten, sind heute in Mwebale Nnyo aktiv und unterrichten weiter an anderen Schulen. Unterdessen wird die Schule und das neu entstandene Gästehaus durch die Einheimischen selbst erfolgreich betrieben und geführt, so dass sich Regula Kamer weitgehend aus der Leitung zurückziehen konnte.

Erhellende Spaziergänge

Wie an den beiden vorherigen Reisestationen wird unsere Gruppe von den Zuständigen ausführlich über den aktuellen Stand der Bauten und Projekte sowie über die bestehenden Probleme und Bedürfnisse informiert. Aufschlussreich sind unsere Spaziergänge in der näheren Region um das Schulungszentrum: Wir wandern durch die kleinen Ortschaften mit ihren weit verstreuten Siedlungen und Höfen, sehen die Häuser und Hütten der Bewohner, die verschiedenen Brunnen, welche Partner sein finanziert hat (bei einem davon wurde eines nachts die Installation abmontiert, weggeführt und gestohlen), die Pflanzungen und Viehweiden, sehen auch Armut und Elend. Und oft mussten wir aufpassen, dass wir den auf den holprigen roten Sandwegen vorbeiknatternden kleinmotorigen Motorrädern rechtzeitig auswichen, auf welchen oft eng gedrängt fünf Personen gleichzeitig sassen.

Partner sein sagt danke

Jede unserer Projektreisen endete mit der gleichen Überzeugung, die einem Dilemma gleichkommt: Man könnte an so vielen Orten so Sinnvolles leisten und aufbauen. Unzähligen Menschen könnte mit einer kleinen Starthilfe der Weg in die Selbständigkeit gelingen. Aber unsere Mittel sind begrenzt, leider allzu sehr. So sind wir dankbar für das, was möglich ist, und das ist nicht wenig. Und wir freuen uns an den fröhlichen Gesichtern dankbarer Menschen, die uns auf unserer Reise begegneten. Diesen Dank möchten wir Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser weitergeben und Sie bitten, Partner sein als Spenderin und Spender weiter grosszügig zu unterstützen.
Bereitgestellt: 04.03.2025